Brandbemessung von Druckgliedern: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 11. Januar 2016, 15:34 Uhr

HauptseiteStahlbetonbauGrundlagen/BegriffeHinweise für LeserHinweise für Autoren



Einleitung

Für die Brandschutzbemessung von Stahlbetonbaubauteilen benötigt man neben der DIN EN 1992-1-2 ( Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetonbetontragwerken) zusätzlich die DIN EN 1990 (Grundlagen der Tragwerksplanung) und die DIN EN 1991-1-2 ( Einwirkungen auf Tragwerke). Für eine bessere Übersicht siehe in die Auflistung Übersicht Eurocode.
Der Eurocode 2 bietet 3 Bemessungsstufen für die brandschutztechnischen Nachweisführung, wobei mit ansteigender Stufe der Rechenaufwand immer größer wird, dafür wird eine höhere Genauigkeit erreicht.

Grundlagen für die Brandbemessung

Einwirkungen im Brandfall

In diesem Abschnitt werden grundlegende Begriffe und Themen für die für die Bemessung im Brandfall aufgelistet und erläutert.


Brandbemessung Grundlagen: Thermische Einwirkungen


Brandbemessung Grundlagen: Nominelle Temperaturzeitkurven


Brandbemessung Grundlagen: Naturbrandmodelle


Brandbemessung Grundlagen: Normbrandversuche


Brandbemessung Grundlagen: Mechanische Einwirkungen



Bemessungsverfahren im Stahlbetonbau nach EC 2-1-2

Brandbemessung: Nachweis mit tabellarischen Daten (Stufe 1 mit klassifizierten Bauteilen)

Beim Bemessungsverfahren mittels tabellarischen Daten werden in der Regel Querschnittsabmessungen des zu untersuchendenden Bauteils verglichen. Die tabellarischen Daten wurden aus sogenannten Normbrandversuchen ermittelt. Die im EC2-1-2, Abschnitt 5 enthaltenen Tabellen, in denen in Abhängigkeit von der Feuerwiderstandsdauer Mindestwerte der Querschnittsabmessungen und Achsabstände der Bewehrung festgelegt sind. Die Daten sind bis zu einem Widerstandsdauer von 240 Minuten tabelliert und liegen stehts auf der sicheren Seite.


Allgemeine Hinweise zum Nachweis zulässige Bauteile nach dem tabellenverfahren:


Hinweis :
  • Die Tabellenwerte gelten für Normalbeton (2 000 bis 2 600 kg/m³, siehe EN 206-1) mit quarzhaltigen Zuschlägen.
  • Werden in Balken oder Platten kalksteinhaltige Zuschläge verwendet, darf die Mindestabmessung des Querschnitts um 10 % verkleinert werden.
  • Bei Anwendung der Tabellenwerte brauchen keine weiteren Überprüfungen hinsichtlich Schub- und Torsionstragfähigkeit und Verankerung der Bewehrung (EC2-1-2, siehe Absch. 4.4 [1]) durchgeführt werden
  • Bei Anwendung der Tabellenwerte braucht mit Ausnahme der Oberflächenbewehrung ( EC2-1-2, siehe Absch. 4.5.1 [1] ) keine weiteren Überprüfungen hinsichtlich des Abplatzens durchgeführt werden.


Der Eurocode 2-1-2 enthält Bemessungstabellen für,

  1. Stützen mit Rechteck- oder Kreisquerschnitten bei ein- und mehrseitigen Brandbeanspruchung.
  2. Tragende und nichttragende Wände.
  3. Balken mit Rechteck- und I-Querschnitt bei drei- oder vierseitiger. Brandbeanspruchung
  4. Einachsig oder zweiachsig gespannte Platten, Durchlaufplatten, Flachdecken und Rippendecken.


Bei Einhaltung der tabellierten Mindestanforderungen gilt im Sinne der Tragfähigkeit (Kriterium R) :

(3.1)

mit

Bemessungswert der Schnittgrößen beim Brand;
Bemessungswert der Tragfähigkeit (Widerstand) beim Brand



Siehe auch ⇒ Hinweise zu Balken und Platten



Hinweis :
  • Zur Bemessung von Stützen bietet der EC 2-1-2 mit den tabellarischen Daten alternativ die Methode A und die Methode B an. Aufgrund von erheblichen Abweichungen der bisherigen Bemessungswerte, aus der DIN 4102-22 (alte Norm), wurde die Methode B im nationalen Anwendungsdokument zur DIN EN 2-1-2 nicht zugelassen. Wohingegen die Methode A gute Übereinstimmungen erreichte und im nachstehenden Abschnitt erläutert wird.



Methode A Bemessung von Stützen (Tabelle 5.2 a nach )


Vereinfachtes Rechenverfahren (Stufe 2)



Es ist bekannt, dass bei Brandbeanspruchung die Materialeigenschaften bsw. Tragfähigkeit in Abhängigkeit der Temperaturen sich verringern. Siehe hierzu Materialeigenschaften. Die im EC 2-1-2 enthalten vereinfachten Rechenverfahren beschreiben die Verringerung der Tragfähigkeit von Bauteilen unter Brandbeanspruchung näherungsweise durch eine temperaturabhängige Verkleinerung des Querschnitts und eine Temperatur bedingte Abminderung der Materialeigenschaften beim Brand.

Eine gedankliche Verringerung des Betonquerschnitt berücksichtigt, dass die äußeren, dem Brand direkt ausgesetzten Betonoberflächen aufgezehrt werden und nicht mehr mittragen. Um den Tragfähigkeitsnachweis, analog zum Nachweis für Normaltemperatur nach DIN EN 1992-1-1 zu führen, muss für den gedanklich verringerten Betonquerschnitt lediglich die Festigkeit von Beton und Bewehrungsstahl temperaturabhängig mit den Beiwerten Kc(θ) bzw. Ks(θ) abgemindert werden.

Zur Ermittlung der benötigten Querschnittstemperaturen können die im EC 2-1-2 informativen Anhang A zusammengestellten Diagrammen mit Temperaturprofilen verwendet werden. Diese Profile dürfen für Wände und Platten, Balken und Stützen mit üblichen Querschnittsformen bei Brandbeanspruchung nach der Einheitstemperaturzeitkurve verwendet werden. Nachdem die reduzierten Betonquerschnitte und die temperaturabhängigen Abminderung der Betonfestigkeit bestimmt wurden, stehen nachdem im EC 2-1-2 Anhang B zwei Verfahren zur Bemessung zur Verfügung.


  • Die sogenannte Zonenmethode (nach EC 2-1-2 Anhang B.2) die für Druckglieder im nationalen Anwendungsdokument nur mit zusätzlichen Ausnahmen nach zu Cylok und Achenbach geführt werden darf.


Hinweis :
  • Die Zonenmethode darf für Bauteile, die auf Biegung mit oder ohne Normalkraft beansprucht werden, ohne zusätzliche Annahmen angewandt werden.


  • Ein weiteres Verfahren im Anhang B.1 geregelt, die sogenannte 500 °C- Isothermen-Methode wird im nationalen Anhang für die Anwendung in Deutschland nicht zugelassen.


Achtung :
  • In den informativen Anhängen C bis E werden noch weitere vereinfachte Rechenverfahren angeboten. Hiervon dürfen gemäß [2] in Deutschland nur die Verfahren im Anhang E für statisch bestimmte gelagerte und durchlaufende Balken und Platten angewandt werden, bei denen die Tragfähigkeit im Brandfall wesentlich durch temperaturabhängige Festigkeit Abnahme und die kritische Temperatur der Feldbewehrung bestimmt wird.



Zonenmethode nach DIN EN 1992-1-2

Allgemeine Rechenverfahren



Bei dem allgemeinen Rechenverfahren wird über eine rechnerische Simulation das Trag- und Verformungsverhalten brandbeanspruchter Einzelbauteile, Teil oder Gesamttragwerke mit beliebigen Querschnittsformen und -arten bei voller oder lokaler Temperaturbeanspruchung ermittelt. Es erfordert im Vergleich zum tabellarischen Nachweis oder zum vereinfachten Rechenverfahren einen sehr großen Aufwand und es lassen sich im Bezug auf die Prüfbarkeit der Ergebnisse, lediglich gegen Rechnungen zum machen.

Insbesondere für statisch unbestimmte Konstruktion, bei denen das Verhalten des Gesamtsystems nicht durch Versuche an Teilsystem bestimmt werden kann, ist die numerische Modellierung und rechnerischen Nachweisführung praktisch die einzige Möglichkeit, die Feuerwiderstandsdauer des Tragwerks zubestimmen. Gerade wegen des Anspruchs der Allgemeingültigkeit und die Korrektheit müssen die allgemeinen Rechtsverfahren kritisch überprüft werden.[3]

Neben einer möglichen Inkorrektheit des Programms, können Eingabedaten Problemspezifisch nicht richtig oder nicht sinnvoll für zutreffende Bemessungsereignisse eingegeben werden. Sofern als Rechengrundlage nicht die richtigen Materialgesetze oder Brandbeanspruchung im Programmcode fest hinterlegt sind können ebenfalls gravierende Abweichungen entstehen.

Aus diesem Grund wurde im nationalen Anhang CC zur DIN EN 1991-1-2/NA [4] Validierungs- und Testbeispiele auf Basis eines Ablussberichts[5], mit denen die Anwendbarkeit eines Programms für die brandschutztechnische Bemessung von Bauteilen und Tragwerken überprüft werden kann und ein Rückschluss auf reale Tragwerke möglich ist. Für mehr Informationen zum Thema Validierung von Rechenprogrammen siehe: [3] [5] [6] [7]


Hinweis :
  • Der nationale Anhang CC [4] sieht vor, dass vom Ersteller eines Rechenprogramms zur Durchführung von Nachweisen nach den allgemeinen Rechenverfahren vor der Anwendung des Programms für bauordnungsrechtliche relevante Brandschutznachweise die Validierungsbeispiele eigenständig berechnet werden sollen. Diese Musterberechnung sollen unter Verwendung der im Anhang CC enthaltenen tabellarischen Übersichten die im Rahmen der Validierung durch den Programmhersteller erzielten Ergebnisse in einer Dokumentation erstellt werden und dem Prüfingenieur bzw. Prüfsachverständigen neben den gefühlten Nachweisen in einer Dokumentation vorgelegt wird. Eine Abweichung von Musterergebnissen sollte innerhalb der angegebenen Grenzbereiche liegen.





Temperaturentwicklung und -verteilung in Bauteilen mit hilfe der thermische Analyse




Mechanisches Verhalten des Tragwerkes oder eines Teltragwerks mit hilfe der mechanischen Analyse

Berechnungsbeispiele

Beispiel 1 Lasten im Brandfall (Bsp.)

Beispiel 2a Stahlbetonstütze im Brandfall, 4-seitige Brandbeanspruchung - nach Methode A mit Tab. 5.2a (Bsp.)

Beispiel 2b Stahlbetonstütze im Brandfall, 4-seitige Brandbeanspruchung - nach Methode A mit Gl. 5.7 (EC 2-1-2) (Bsp.)

Beispiel 3 Stahlbetonstütze im Brandfall, 4-seitige Brandbeanspruchung - Vereinfachtes Verfahren nach nationalen Anhang AA (EC 2-1-2/NA) (Bsp.)

Beispiel 4 Stahlbetonstütze im Brandfall, 4-seitige Brandbeanspruchung - Erweiterte Zonenmethode (nach Cyllok und Aschenbach (Bsp.)

Arbeithilfen aus dem EC 2-1-2


Spannungs-Dehungsbeziehungen für Beton und Stahl (aus Abschnitt 3 des EC 2-1-2)


Beiwert kc(θ) zur Abminderung der Festigkeit von Beton und Stahl


Temperaurprofile (aus Anhang A des EC 2-1-2)


Diagramme für Brandbemessung von Stahlbeton Kragstützen


Quellenangaben

  1. 1,0 1,1 DIN EN 1992-1-2: 2010-12, mit DIN EN 1992-1-2/NA: 2015-09
  2. DIN EN 1992-1-2/NA: 2010-12
  3. 3,0 3,1 Dietmar Hosser: Brandschutz in Europa - Bemessung nach Eurocodes; 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2012, Beuth Verlag GmbH
  4. 4,0 4,1 DIN EN 1991-1-2/NA:2015-09
  5. 5,0 5,1 Hosser, D., Richter, E., Zehfuß, J.: Erarbeitung von Nationalen Anwendungsrichtlinien für rechnerische Nachweise nach den Brandschutzteilen der Eurocodes 2 – 5. Abschlussbericht im Auftrag des Bundesministeriums für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Az. RS III 4 – 67 41 – 97.120). Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz (iBMB), Technische Universität Braunschweig,Braunschweig 1999.
  6. Zehfuß, J.: Anforderungen an Rechenprogramme für allgemeine Rechenverfahren nach Eurocode. vfdb-Jahresfachtagung 2012, 21. bis 23.05.2012 in Köln, Tagungsband, 2012.
  7. Zehfuß, J., Richter, E.: Bewertungskriterien für rechnerische Brandschutznachweise nach den Eurocodes. Braunschweiger Brandschutztage ´99, 8. Fachseminar Brandschutz – Forschung und Praxis. 04. und 05. Oktober 1999 in Braunschweig. Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz (iBMB), Technische Universität Braunschweig, Heft 145, Braunschweig 1999.