Schwimmende Konstruktionen

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Betonponton (Foto von Hermann Kassens Bauunternehmung GmbH)

Als schwimmende Konstruktion (Ponton) versteht man ein allseitig geschlossenes, im allgemeinen quaderförmiges Bauteil mit einem Hohlraum oder einer Füllung, die aus leichten Materialien besteht, welches schwimmen kann. Dabei muss die Gewichtskraft des verdrängten Wasservolumens größer sein als das Eigengewicht und die Nutzlast der Bauteile.

Begriffe

Teilelemente einer schwimmenden Konstruktion[1]

An einem Ponton lassen sich folgende Teilelemente benennen bzw. Begriffe definieren:

  1. Führungsdalben - Diese dienen der Lagesicherheit einer schwimmenden Anlage. Führungsdalben sind eine der verschiedenen Befestigungsvarianten, weitere Möglichkeiten werden in den Anforderungen aufgeführt.
  2. Dalbenschlösser - Diese dienen bei Führungsdalben als Befestigung. Dalbenschlösser sind fest am Schwimmkörper verbaut und umgreifen die Dalben. Somit kann der schwimmende Ponton sich den Wasserständen anpassen.
  3. Kammern - Die Kammern sind ein Hauptbestandteil der schwimmenden Anlage und meist quadratisch. Diese sorgen für den Auftrieb und können deswegen auch "Auftriebskörper" genannt werden.
  4. Fenderleisten - Sie sind für das Anlegen von Schiffen gedacht, werden deshalb an den Seitenwänden angebracht und schützen das Bauwerk vor harten Stößen bei Anlegemanövern.
  5. Tiefgang - Tiefgang bezeichnet das Maß des Bauteils, das unterhalb der Wasseroberfläche liegt.
  6. Freibord - Freibord ist das Maß oberhalb der Wasseroberfläche. Zusammen ergeben Tiefgang und Freibord die Bauteilhöhe.
  7. Poller - Für die Schiffe, die an die schwimmende Konstruktion anlegen, dienen die Poller als Festmachpunkt.
  8. Krängung - Durch die Belastung auf dem Bauwerk kann sich eine Schiefstellung einstellen, diese wird dann Krängung genannt.

Anwendung

Wo die herkömmlichen Baumethoden des Hoch- und Ingenieurbaus an ihre Grenzen treffen, kann durch die vielfältige Einsatzmöglichkeit der schwimmenden Konstruktionen Abhilfe geschaffen werden. So können Brücken, Fluglandebahnen, Häuser oder Straßen auf Pontons errichtet werden. Auf diese Weise kann man sich das Aufschütten im Meer ersparen [2]. Ebenso können Pontons als schwimmende Arbeitsplattformen verwendet werden. Sie können als Stelzenponton für einen längeren Zeitraum auf Stützen tideunabhängig und sturmfest an einer Stelle montiert werden. Dies wird für die Ölgewinnung (Ölbohrplattformen) oder für die Montage der Offshore-Windkraftanlagen eingesetzt. Auf Flüssen oder im Hafenbereich werden Arbeitsplattformen für den Maschineneinsatz verwendet. Pontons sind auch Bestandteil von Schwimmdocks, die für die Wartung und Reparatur von Schiffen und weiteren Wasserbauwerken (z. B. Schleusentore) benutzt werden, indem sie durch installierte Pumpen in den Luftkammern geflutet werden. Durch das ansteigende Eigengewicht senkt sich die Konstruktion in die Tiefe. Sobald das Ponton den angestrebten Tiefgang erreicht hat, kann das zu wartende Bauteil (z. B. Schiff, Schleusentor) über die Deckenplatte auffahren. Durch Abpumpen des Wassers in den Kammern und dem dadurch sinkenden Eigengewicht hebt sich das Ponton wieder mit dem zusätzlichen Bauteil aus dem Wasser.

Anforderungen

Für die Gewährleistung der Schwimmfähigkeit und Stabilität müssen durch den dafür vorgesehenen Nachweis die folgenden baulichen Mindestkriterien erfüllt sein:

  • Freibord von mindestens 0,15 m
  • Sicherheitsabstand mindestens 0,30 m
  • Krängungswinkel von maximal 10°

Diese sorgen für zusätzliche Sicherheit gegen das Kentern des Bauwerks. Für den Betrieb des Bauwerks muss außerdem im Havariefall bei Ausfall einer Kammer sichergestellt werden, dass das Bauwerk ausreichend gegen Kentern oder Sinken abgesichert ist. Dabei ist zu beachten, dass – im Falle eines Lecks - immer ein Freibord und Sicherheitsabstand von mindestens 0,10 m sichergestellt ist [3]. Um ein Losreißen oder Verschieben der schwimmenden Konstruktion zu verhindern, muss diese ausreichend gesichert werden. Das Losreißen oder Verschieben kann durch Strömung, Wind, Wellen, Wasserstandsschwankungen oder mögliche Sonderlasten hervorgerufen werden. Durch vorbeifahrende oder anlegende Wasserfahrzeuge muss die Konstruktion gegen sog. Wellenschlag oder Schiffsstoß befestigt sein. Die Funktionsfähigkeit der Verankerung muss auch dann gegeben sein, wenn das Bauteil leckgeschlagen ist. Die Verankerungen werden in zwei Varianten unterschieden:

Variante 1

Die schwimmende Konstruktion ist direkt mit dem Festland verbunden. Dafür kann eine der nachfolgenden Befestigungsmittel ausgewählt werden:

  • Ketten
  • Drahtseil
  • Kunststoffseil
  • Schorbäume (Druckfeste Verankerung z.B. durch Rohre)
  • Verbindungsbrücke

Bei der Befestigung ist ein mutwilliges Lösen der Verankerung zu verhindern [3]. Dies gilt als erfüllt, wenn es ohne Werkzeug nicht zu lösen ist.

Variante 2

Die Befestigung erfolgt über Führungen oder Dalben. Hierbei muss besonders darauf geachtet werden, dass einerseits kein Verkanten an der Führung möglich ist, sowie andererseits bei dem höchsten zu erwartenden Wasserstand kein Ausschwimmen aus der Verankerung passieren kann.


Normative Regeln

Lastannahmen

Vergleich der verschiedenen Bauweisen

Quellen

  1. Tranel, O.: Schwimmende Konstruktionen, Studienarbeit, Hochschule Wismar, 2020
  2. Stopp, Horst; Strangfeld, Peter: Schwimmende Wohnbauten. In: Grundlagen, 1 Auflage 2012. Berlin, Wien, Zürich Beuth Verlag GmbH S.15 – 20
  3. DIN EN 1504: 2016 Fahrzeuge der Binnenschifffahrt – Schwimmende Anlegestellen und schwimmende Anlagen auf Binnengewässern


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