Treppenkonstruktion

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Anforderungen an Treppenkonstruktionen

Die Anforderungen an Treppenkonstruktionen richten sich nach Normen, Richtlinien, allgemein anerkannten Regeln der Technik, Herstellerangaben und nach dem Wunsch des Bauherrn. Wobei alle diese Bedingungen ständigen Anpassungen unterliegen. Alle aktuellen Angaben der Hersteller lassen sich unter dem oben angegebenen Link finden.

architektonische Entwurfsgrundlage

Unter der architektonischen Entwurfsgrundlage verstehen sich die Abmessungen der Treppe, welche sich aus der Geometrie und Lage des Treppenhauses herleiten. Im Regelfall wird dieser Schritt bereits vom Objektplaner durchgeführt. Daher dienen die in diesem Abschnitt behandelten Gleichungen lediglich der Vollständigkeit. [F 1]

Da Treppen zu den Verkehrswegen zählen, unterliegen sie auch einer besonderen geometrischen Entwurfsgrundlage nach DIN 18065. Hierbei werden langjährig überlieferte und bewährte Formeln verwendet, bei welchen die Schrittlänge, der geringste Kraftaufwand beim Treppensteigen und die ausreichende Sicherheit beim Absteigen der Treppe berücksichtigt werden. [F 2]

Zu den Grenzmaßen zählen:

  • die Steigung einer Treppe: „Das Maß wird lotrecht von der Vorderkante der Trittfläche einer Stufe bis zur Vorderkante der Trittfläche der folgenden Stufe im Gehbereich gemessen“ [N 1]
  • der Treppenauftritt: „Das Maß wird waagerecht von der Vorderkante einer Treppenstufe bis zur Projektion der Vorderkante der folgenden Treppenstufe in der Lauflinie gemessen“ [N 1]
  • die Laufbreite: „Die Treppenlaufbreite wird gemessen als Grundrissmaß der Konstruktionsbreite. Bei seitlich eingebundenen Läufen gelten die Oberflächen der Rohbauwände (begrenzende Konstruktionsteile) als Begrenzung“ [N 1]


Die Grenzmaße können bestimmt werden, abhängig von der Art des Gebäudes, welche in der ersten Spalte der angegebenen Tabelle eindeutig beschrieben ist, und der Notwendigkeit der Treppe, die in der DIN 18065 und Musterbauordnung so definiert wird:

  • notwendige Treppe: „Treppe, die nach den behördlichen Vorschriften (z. B. Bauordnungen der Länder) als Teil des Rettungsweges vorhanden sein muss“ [N 1] nach §34 Abs. 1 der Musterbauordnung: „Jedes nicht zu ebener Erde liegende Geschoss und der benutzbare Dachraum eines Gebäudes müssen über mindestens eine Treppe zugänglich sein.“[N 2]
  • nicht notwendige Treppe: „zusätzliche Treppe, die gegebenenfalls auch der Hauptnutzung dient“ [N 1]
Grenzmaße [N 1]
1 2 3 4 5 6 7
Gebäudeart Treppenart minimale nutzbare Laufbreite (b) [cm] Steigung (s) [cm] Auftritt (a) [cm]
min. max. min. max.
1 Gebäude im Allgemeinen (Fertigmaße im Endzustand) Baurechtlich notwendige Treppe 100 14 19 26 37
2 Baurechtlich nicht notwendige (zusätzliche) 50 14 21 21 37
3 Wohngebäude mit bis zu zwei Wohnungen und innerhalb von Wohnungen Baurechtlich notwendige Treppe 80 14 20 23 37
4 Baurechtlich nicht notwendige (zusätzliche) 50 14 21 21 37


Benennungen einzelner Teile von Treppen [N 1]


Abgrenzung Rampen, Treppen, Leitern [N 1]
Maße in Millimeter
1 Steigeisen
2 Leitern
3 Leitertreppen
4 Treppen
4.1 baurechtlich nicht notwendige (zusätzliche) Treppen
4.2 baurechtlich notwendige Treppen für Wohngebäude mit nicht mehr als zwei Wohnungen und innerhalb von Wohnungen
4.3 baurechtlich notwendige Treppen in Gebäuden im Allgemeinen
5 Rampen

Da diese Tabelle für Steigung und Auftritt lediglich Bereiche nennt, dienen die folgenden Gleichungen der genaueren Bestimmung:

Schrittmaß





wobei


- Treppensteigung
- Treppenauftritt
Schrittmaß - 590mm bis 650mm, die mittlere Schrittlänge des Menschen
- Steigungswinkel


Um bei gegebener, nicht veränderlicher Höhe und einer begrenzten Länge trotzdem die Bequemlichkeit des Aufstieges gewährleisten zu können, ist es möglich, die Stufen zu unterschneiden. Hierzu wird, wie in der Grafik verdeutlicht wurde, jede Stufe um das Maß so verschoben, dass die Vorderkanten der Stufen über den Trittflächen der darunterliegenden Stufen liegen. Das Maß sollte sich zwischen 3 und 5 cm bewegen. [F 1]
Der Steigungswinkel ist ein entscheidendes Merkmal für die Bequemlichkeit des Aufstieges einer Treppe. Hierzu eine Grafik, die die verschiedenen Steigungen kategorisiert.
Des Weiteren darf ein Lauf einer Treppenanlage maximal 18 Steigungen enthalten. Bei Treppenanlagen mit mehr Steigungen ist ein Zwischenpodest anzuordnen. Ein Zwischenpodest bezeichnet einen Treppenabsatz zwischen zwei Treppenläufen und wird zwischen den Geschossen angeordnet. [N 1] Die Tiefe des Treppenabsatzes sollte mindestens 110 Prozent der Laufbreite besitzen.

Ein von Treppenläufen, Treppenpodesten und Treppengeländern umschlossener freier Raum wird auch Treppenauge genannt. Das Maß für die Breite des Treppenauges ergibt sich aus der angegebenen Gleichung:



Wenn in einem Treppenhaus zwei Läufe übereinander liegen, ist eine lichte Höhe von mindestens 2,0 m einzuhalten. Diese lichte Höhe wird gemessen zwischen Stufenvorderkante und der Unterseite des darüber liegenden Laufs. [F 1]

Schallschutz

Die Bauakustik gilt als wesentliches Qualitätsmerkmal einer Immobilie. Durch die Anforderungen soll erreicht werden, die Bewohner von an Treppenhäuser angrenzenden Wohnungen vor gesundheitsschädigendem Lärm zu schützen. [F 3] Diese Anforderungen können auch einen Einfluss auf die Konstruktion einer Treppe haben.

Unter Schallschutz befinden sich die bauaufsichtlichen Mindestanforderungen nach DIN 4109 „Schallschutz im Hochbau“. Diese sind bindend und dürfen unter keinen Umständen unterschritten werden. Das Einhalten ist Vorrausetzung eines Bauantrages. [F 4]

Wird im Laufe der Planung entschieden, ausschließlich die Mindestanforderungen einzuhalten, ist es ausreichend, wenn Treppenlauf und Treppenpodest biegesteif miteinander verbunden sind. Die Treppenpodeste müssen dann mit schwimmendem Estrich ausgestattet werden. Der Lauf darf in dieser Variante einen beliebigen Belag erhalten. Darüber hinaus ist es wichtig darauf zu achten, dass die Läufe schalltechnisch von den Wänden getrennt werden.

Benennungen einzelner Teile von Treppen [N 1]

Dies kann durch zwei Möglichkeiten eingehalten werden: entweder durch einen Luftzwischenraum zwischen Wand und Lauf von 3 bis 6 cm oder mit Hilfe einer Fugenplatte zur Luftschalldämmung. Ein Beispiel für eine solche Platte ist eine Schöck tronsole des Typen L. Zur Veranschaulichung dient die Abbildung. Mit diesen angeführten Konstruktionen lässt sich der Mindestschallschutz erreichen.[F 5]


Weil der Schallschutz einen Einfluss auf den Wert einer Immobilie haben kann, ist meist noch eine Abstimmung mit den Bauherren durchzuführen. Das zwischen Bauherrn und Planer erarbeitete Schallschutzniveau wird als privatrechtliche Anforderung bezeichnet und sollte vertraglich festgehalten werden. [F 3]

In der Abstimmung kann sich nach der DEGA-Empfehlung 103: „Schallschutz im Wohnungsbau - Schallschutzausweis" von der Deutschen Gesellschaft für Akustik e.V (DEGA) und der Empfehlung VDI 4100: „Wohnungen - Beurteilung und Vorschläge für einen erhöhten Schallschutz" von dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI) gerichtet werden. [F 4] Anhand dieses, auf die Bedürfnisse des jeweiligen Bauherrn abgestimmten, festgelegten Wertes des Schallschutzes werden die weiteren Systemkomponenten der Treppe gewählt. Diese Bestandteile verändern das statische System der Trepppenanlage. So wird beispielweise die Lagerung des Treppenlaufs auf den Podestplatten bestimmt.

Brandschutz

Eine der wichtigsten Anforderungen an Treppen, der Brandschutz, hat einen besonderen Stellenwert, da notwendige Treppen und die dazu gehörigen notwendigen Treppenräume zusammen das System der vertikalen Flucht- und Rettungswege bilden. Auf Grund dessen ist gesetzlich geregelt, wie hoch der Feuerwiderstand der Bestandteile mindestens sein muss.

Um die Feuerwiderstandsklasse eines Gebäudes zu ermitteln, benötigt man die jeweilige Gebäudeklasse. So wie die Gebäudeklasse liegt auch die Mindestanforderung an den Brandschutz in der Länderverantwortung. Jedoch ist (Stand März 2019) dieser Absatz “Treppen“ in allen Landesbauordnungen identisch. Mit der Gebäudeklasse lässt sich über die angegebene Tabelle die Mindestanforderung für Treppen nach Musterbauordnung §34 ermitteln.

Mindestanforderungen an Treppen [L 1]
1 2 3 4 5 6
Anforderungen nach §34 MBO GK 1 GK 2 GK 3 GK 4 GK 5
1 Treppen, tragende Teile ohne ohne nbr oder fh nbr nbr oder fh
2 Außentreppen, tragende Teile ohne ohne nbr nbr nbr
nbr = nicht brennbar, fh = feuerhemmend, GK = Gebäudeklasse

Nach DIN EN 13501-2:2010-02 (1a) gehören Treppen zu den tragenden Bauteilen ohne raumabschließende Funktion. Über die Tabelle des angegeben Links lässt sich die in der Musterbauordnung geforderte Feuerwiderstandsdauer und die dazugehörige Kurzbezeichnung nach DIN EN 13501-2 bestimmen. Diese ist zum einen ein Kriterium für die Wahl verschiedener Systemkomponenten der jeweiligen Hersteller. Darüber hinaus existieren für die entsprechend festgelegte Widerstandsdauer Mindestmaße unter Brandschutz Stahlbeton abhängig davon, ob als Tragsystem eine Platte oder ein Balken gewählt wurde.

Die dort angegebenen Achsabstände kommen unter den in der Musterbauordnung hinterlegten Mindestanforderungen nicht zum Einsatz, denn in diesen Fällen erfüllt die nach EC2 ermittelte Betondeckung den Brandschutz. Falls durch den Brandschutzplaner eine erhöhte Feuerwiderstandsklasse gefordert ist, müssen die hinterlegten Achsabstände eingehalten werden. Für die Nachweise bestehender Treppen kann eine Abminderung der Achsabstände durch das Auftragen einer nach DIN 4102-4:2016 05 definierten Putzschicht erfolgen.

Tragfähigkeit

Die letzte Anforderung, die an Treppen gestellt wird, sei die der Tragfähigkeit. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf dem Produkt der aufzunehmenden Lasten und den dazugehörigen Teilsicherheitsbeiwerten nach EC 0/1. Die Verkehrslasten sind dem angegebenen Ausschnitt der Tabelle für vertikale Nutzlasten zu entnehmen.

Lotrechte Nutzlasten für Treppen [F 6]
1 2 3 4 5 6
Kategorie Nutzung Beispiele
1 T T1 Treppen und Treppenpodeste Treppen und Treppenpodeste in Wohngebäuden, Bürogebäuden und von Arztpraxen ohne schweres Gerät 3,0 2,0
2 T2 alle Treppen und Treppenpodeste, die nicht in TI oder T3 eingeordnet werden können 5,0 2,0
3 T3 Zugänge und Treppen von Tribünen ohne feste Sitzplätze, die als Fluchtwege dienen 7,5 3,0

Die horizontalen Nutzlasten auf das Geländer werden bei der Bemessung der Treppenläufe vernachlässigt und werden nur für die Bemessung der Verankerung des Geländers angesetzt. [F 1] Die ständigen Lasten ergeben sich aus Eigengewicht der Podeste, Treppenläufe, Treppenbeläge und dem Putz an der Unterseite (sofern vorhanden). Bei leichten Geländern aus Stahl oder Holz wird auch das Eigengewicht des Geländers vernachlässigt. [F 7]







Mit:
- Teilsicherheitsbeiwert für veränderliche Lasten
- Teilsicherheitsbeiwert für ständige Lasten
- Designwert der ständigen Last
- Designwerte der veränderliche Flächenlasten
- Designwerte der veränderliche Einzellasten


Alle spezifisch dem Tragsystem angepassten Lastanahmen sind dem jeweiligen Kapitel “Besonderheiten der Lastannahmen“ zu entnehmen.

Tragsysteme

Da eine Stahlbetontreppe ein sehr vielfältiges Tragsysteme ist, ist hier der Übersicht halber nach besonderen Berechnungsverfahren und Tragverhalten eine Gliederung erstellt worden. Auf dieser Seite sind die Tragsysteme nur im Allgemeinen beschrieben. Für spezifische Informationen zu den Tragsystemen und ihrer Berechnungsgrundlage ist den jeweiligen angegebenen Links zu folgen.


Treppen bestehend aus tragenden Einzelstufen

Diese Bauform wird nur bei kleineren Treppenanlagen angewendet. Große Treppenbreiten können nicht empfohlen werden, da die Einspannung durch das zu große Einspannmoment dann nur schwer umsetzbar ist. Die Herstellung im Mauerwerk ist sowohl bei kleinen als auch bei größeren Treppenbreiten nur schwer ausführbar. Deshalb werden die Treppenstufen meist nur auf kostspielige Art und Weise in benachbarte Stahlbetonwände eingebracht. Der hohe Kostenfaktor resultiert aus den Komplikationen bei der Herstellung des Verbundes, da die Anschlussbewehrung beim Erhärten des Wandbetons bereits in diesem verbaut sein muss. Die Schwierigkeit liegt hierbei im Verdichtungsprozess. Dieser kann nur bei durchgehender Schalung gewährleistet werden. Um diese Problematik zu umgehen, werden auch Rückbiegeanschlüsse/Verwahrkästen verwendet. Dadurch wird der Kostenpunkt der Herstellung zwar gemindert, die Materialkosten hingegen steigen. Bei dem Verfahren mit Verwahrkästen kann keine Vorfabrikation durchgeführt werden. [F 1][F 7]


Um genauere Informationen zu dem Berechnungsmodell der Treppen bestehend aus tragenden Einzelstufen zu erhalten, bitte dem angegeben Link folgen.

Spindeltreppen

Die Spindeltreppe ist eine Sonderbauform der Treppen bestehend aus tragenden Einzelstufen und findet Verwendung in Bürogebäuden und Geschäftshäusern, in denen für die Treppenanlage nur ein geringes Maß an Platz zur Verfügung steht. Bei dieser Bauform wird die Belastung über kreisförmig angeordnete Stufen in das Haupttragteil, die Stütze, eingeleitet. Diese Stütze wird auch Spindel genannt. Hergestellt werden kann diese Treppenform in Ortbetonbauweise, was auf Grund der komplexen Schalung hohe Herstellungskosten mit sich bringt, oder als vorgefertigtes Bauteil, welches auf der Baustelle lediglich montiert werden muss.[F 7]

Um genauere Informationen zu dem Berechnungsmodell der Spindeltreppen zu erhalten, bitte dem angegeben Link folgen.

Treppen bestehend aus tragenden durchlaufenden Stufen

Eine Treppe, die aus durchlaufenden Stufen besteht, weist ein ähnliches Tragverhalten und Anwendungsgebiet wie die Treppen bestehend aus tragenden Einzelstufen auf. Sie unterscheidet sich aber darin, dass durch den Verbund der einzelnen Stufen, welcher auch über Mörtelfugen hergestellt werden kann, eine Durchlauftragwirkung entsteht.[F 7]

Um genauere Informationen zu dem Berechnungsmodell der Treppen bestehend aus tragenden, durchlaufenden Stufen zu erhalten, bitte dem angegeben Link folgen.

Treppen auf Platten

Die Treppen auf Platten sind die wirtschaftlichste Variante. Im Grunde bestehen diese Treppen aus einer Reihe von zusammenhängenden Stufen auf einer tragenden Platte. Die einzelnen Stufen können auch vorgefertigt werden und auf eine Ortbetonplatte verbaut werden. Eine weitere Möglichkeit der Herstellung ist eine Entkopplung über Auflagerkonsolen zwischen dem Lauf und dem Podest. So kann der komplette Lauf vorgefertigt werden und muss nur noch auf der Baustelle eingebaut werden. Diese Variante wird in der aktuellen Zeit häufig verwendet. Auch Treppen mit mehrfach abgewinkelten Läufen lassen sich so herstellen und berechnen.[F 1]


Um genauere Informationen zu dem Berechnungsmodell der Treppen auf Platten zu erhalten, bitte dem angegeben Link folgen.

Treppen nach Faltwerktheorie

System skizze Faltwerktheorie[F 7]

Das Treppenfaltwerk ist ein besonderer Fall des Tragsystems einer Treppe. Aufgrund der großen Abweichungen von anderen Berechnungsverfahren wird die Faltwerktheorie hier extra betrachtet. Bei der Treppe als Faltwerk wird das Gesamtsystem betrachtet. Als zusätzliche Auflager wirken hierbei die Knickkanten der Treppen. Die Bestandteile der Treppe werden in diesem Berechnungsmodell durch Normalkräfte beansprucht, deren Aufnahme von Umfassungswänden nachzuweisen ist. [F 5]

Bei entlang der äußeren Ränder gelagerten Treppen wirkt ein Tragverhalten der Faltwerktheorie. In der Treppenanlage entstehen hierbei Spreng- und Hängewerke. Nach der angegebenen Grafik werden Zugkräfte infolge Hängewirkung als Volllinie dargestellt und die Druckkräfte infolge Sprengwirkung als gestrichelte Linie.


Diese Spreng- und Hängewerke bilden mit der Längsachse im Grundriss den Winkel . Deshalb wird in diesem Tragsystem neben dem üblichen Plattenverhalten auch die Scheibenwirkung berücksichtigt. Das heißt es werden in dieser Variante neben den Biegemomenten zusätzlich die seitlichen Verankerungskräfte berücksichtigt.[F 8]

Treppen nach Bruchlinientheorie

System skizze Bruchlinientheorie [F 7]

Es ist auch möglich die Treppen nach dem sehr komplexen Verfahren der Bruchlinientheorie zu bemessen. Dieses Verfahren kann hinsichtlich Treppen vereinfacht werden, indem Treppen wie Rechteckplatten mit Öffnungen behandelt werden. Die mit diesem Verfahren angewandte Bemessung liefert leicht abweichende Ergebnisse, die aber auf der sicheren Seite liegen. Der wohl wichtigste Punkt bei der Bemessung mit dem Bruchlinienverfahren ist, die Bruchlinienfigur so zu bestimmen, dass das kleinstmögliche Bruchmoment dabei entsteht. Dies ist in der Grafik dargestellt für verschiedene Treppenformen. Wenn eine geeignete Bruchfigur erstellt wurde, wird bei diesem Verfahren über das Prinzip der virtuellen Arbeit oder über die Gleichgewichtsbedingungen die Bruchlast und das Bruchmoment ermittelt.[F 7][F 8]

ringsum gestützte Wendeltreppen

Bei dieser Variante der ringsum gestützten Wendeltreppe wird versucht, den Hauptanteil der Treppenlasten über Membrankräfte und nur einen geringen übrigbleibenden Teil über die Plattenbiegung aufzunehmen. Dieses Tragverhalten der Treppen wird der Membrantheorie zugeordnet. In der Membrantheorie werden Schnittkräfte in Form von Normal- und Schubkräften berechnet und nach diesen und den dazugehörigen Verformungen bemessen. Endscheidende Voraussetzung für dieses Tragverhalten ist, dass alle Randkräfte in das Mauerwerk geleitet und von diesem weitergeleitet werden können. Dieses muss dabei so ausgebildet werden, dass die aus der Membrantheorie und den dazugehörigen Sicherheiten entstehenden Randkräfte aufgenommen werden können. Man unterscheidet innerhalb des Tragsystems zwischen außen und innen ringsum gestützten Wendeltreppen. Alle Berechnungsmodelle sind dabei universell einsetzbar. Dabei gilt, dass die Laufbreite mit ihrem negativen Wert eingesetzt wird, wenn es sich um eine innen ringsum gestützte Wendeltreppe handelt.[F 7]

Die freitragenden, räumlich gekrümmten Treppen

Von freitragenden, räumlich gekrümmten Treppen wird gesprochen, wenn eine Treppe im Grundriss gekrümmt und nur an An- und Austritt eingespannt ist. Im Grundriss nimmt dieser Treppentyp dabei verschiedene Formen ein. Beispielweise kreis-, ellipsen- oder parabelförmig. Das Besondere bei diesem Treppentyp ist das elegante Erscheinungsbild des Tragwerkes. Häufig gebaute Formen sind Wendeltreppen in Kreisform, Wendeltreppen in Kreisform mit zwei zusätzlichen geraden Läufen oder Treppen mit zwei geraden Läufen und dazwischenliegendem Podest.[F 7]

Tragsystem übergreifende Bestandteile der Treppenanlage

Podestplatten

Treppenpodeste können im allgemeinen als Platten mit gegenüberliegenden frei drehbar gelagerten Rändern und als Platten mit dreiseitig frei drehbar gelagerten Rändern betrachtet werden. Da die Podestplatten eine spezielle Form von Platten sind, wurden unter dem angegebenen Link alle notwendigen Informationen zur Berechnung dieser speziellen Form gegeben.

Sonderbauteile mit Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung

Schöck Treppentronsolen

Anschlüsse[F 3]
erstes Bauteil zweites Bauteil Bauweise Typ
gerader Lauf Podest "Ortbeton- oder Fertigteillauf; zur Schalldämmung in der Trennfuge Lauf/ Podest ohne Konsolauflager" T
"Fertigteillauf;zur Schalldämmung in der Trennfuge Lauf/Podest bei Konsolauflagerung " F
Bodenplatte B;D
Wand L
gewendelter Lauf Podest "Ortbeton- oder Fertigteillauf; zur Schalldämmung in der Trennfuge Lauf/ Podest ohne Konsolauflager" T
"Fertigteillauf;zur Schalldämmung in der Trennfuge Lauf/Podest bei Konsolauflagerung " F
Bodenplatte B;D
Wand Q + L
Podest Wand Z+L


Typ T

Dieses Bauteil kommt zum Einsatz für eine trittschalltechnische Trennung des Treppenlaufs und der Podeste. Die über dieses Bauteil verbundenen Bauteile können auf verschiedene Art hergestellt werden. Ein Treppenlauf, der mit diesem Bauteil verbunden ist, kann sowohl als Fertigteil verbaut werden als auch aus Ortbeton hergestellt werden. Ein Treppenpodest, welches so an den Treppenlauf angeschlossen ist, kann aus Ortbeton oder in Halbfertigbauweise mit Aufbeton hergestellt werden.[F 3]

Typ F

Diese Tronsole fungiert als trittschalltechnische Trennung. Das Bauteil wird in der Lagerfuge einer Konsolauflagerung verwendet. Wird dieses Bauteil verbaut, so wird der Treppenlauf als Fertigteil angeliefert und verbaut. Das Treppenpodest hingegen ist als Halb- oder Vollfertigteil oder in Ortbetonbauweise herzustellen.[F 3]

Typ Q

Diese Tronsole des Typen Q wird als punktuelles Auflager eines gewendelten Laufes in die Treppenhauswand eingelassen. Bei diesem Bauteil ist es möglich den Treppenlauf mit Ortbeton oder als Fertigteil zu verbauen. Für die Treppenhauswand ist entweder Stahlbeton oder Mauerwerk zu verwenden.[F 3]

Typ Z

Dieses Bauteil der Firma Schöck dient der Trittschalltrennung zwischen den Treppenpodesten und den anstehenden Wänden. Dabei dürfen diese Treppenwände gemauert oder betoniert sein. Das Treppenpodest darf unter Verwendung dieser Tronsole als Ortbeton- oder Vollfertigteil verbaut werden.[F 3]

Typ B

Die Tronsole des Typen B wird verwendet, um den Trittschall vom Treppenlauf zur Bodenplatte zu entkoppeln. Der Lauf kann hierbei sowohl als Fertigteil geliefert, als auch vor Ort betoniert werden.[F 3]

Typ D

Der Tronsolentyp D dient der konstruktiven Lagesicherung eines Treppenlaufs, der auf der Bodenplatte lagert. Auch bei diesem Bauteil besteht keine Abhängigkeit der Fertigung des Laufs. Dieser darf als Ortbeton- oder Vollfertigteil verbaut werden.[F 3]

Typ L

Der Typ L wird verwendet, um Schallbrücken innerhalb der Treppenanlage und zwischen Treppenanlage und den umliegenden Wänden zu vermeiden. Die Fertigungsweise der anliegenden Bauteile bringt keine Einschränkung mit sich.[F 3]

Bemessung Konstruktive Gestaltung

Da Bauteile wie die Tronsolen der Firma Schöck ständigen Änderungen unterliegen, wird für die Bemessung und konstruktive Gestaltung auf die „Technischen Informationen nach EC2“ der Firma Schöck verwiesen. Diese und weitere Informationen sind im “Planungsordner“ der Firma Schöck enthalten. Dieser lässt sich unter dem angegeben Link[1] herunterladen.

Quellen

Normen
  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 1,9 DIN 18065:2015-03 Gebäudetreppen - Begriffe, Messregeln, Hauptmaße
  2. Musterbauordnung



Fachliteratur
  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Stahlbetonbau in Beispielen - Teil 2: Bemessung von Flächentragwerken nach EC 2 - Konstruktionspläne für Stahlbetonbauteile, Ralf Avak, René Conchon, Markus Aldejohann 2017 Auflage 5
  2. Erarbeitung von Konstruktions- und Bemessungsregeln für Geschoßtreppen aus Stahlbetonbau von o.Prof. Dr.-Ing.E.h. Dr.-Ing. K. Kordina Dipl.-Ing. H.-H. Osteroth
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 3,8 3,9 Schöck Technische Informationen nach EC2
  4. 4,0 4,1 Schöck Planungshandbuch Treppe
  5. 5,0 5,1 Stahlbetonbau - Bemessung und Konstruktion - Teil 2: Stützen: Sondergebiete des Stahlbetonbaus, Otto Wommelsdorff, Andrej Albert, 2012 Auflage 9
  6. Handbuch Eurocode 1 Einwirkungen – Band 1 Grundlagen, Nutz- und Eigenlasten, Brandeinwirkungen, Schnee-, Wind-, Temperaturlasten Ausgabedatum: 06.2012
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 7,4 7,5 7,6 7,7 7,8 Beton-Kalender, Jahrgang 1980, Band 2, Abschnitt E, Abschnitt Treppen, Köseoglu, S.
  8. 8,0 8,1 Beton-Kalender, Jahrgang 2000, Band 2, Abschnitt Treppen, W. Fuchsteiner



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