Zwang - Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung für eine Wand (Bsp.)

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Beispiel 1 - Mindestbewehrung zur Begrenzung der Rissbreite in einer Wand für eine Zwangsbeanspruchung

Aufgabenstellung

Ansicht und Schnitt der Wand

Für die gegebene Wand aus Stahlbeton ist die Mindestbewehrung zur Begrenzung der Rissbreite zu ermitteln. Hierbei soll eine Beanspruchung aus frühem und spätem Zwang getrennt voneinander betrachtet werden.
Im zugehörigen Beispiel "Zwang - verringerte Zwangsbeanspruchung in einer Wand (Bsp.)" wird die Ermittlung der Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung für eine verringerte Zwangsbeanspruchung aus dem Abfließen der Hydratationswärme (früher Zwang) durchgeführt und mit dem Ergebnis dieser Berechnung verglichen.

Vorgaben

Wandabmessungen L / H / h: 4,70 / 2,50 / 0,30 m
Expositionsklasse: XC4 - Außenbauteil mit direkter Beregnung
Betonfestigkeitsklasse: C25/30
Betonzugfestigkeit: fctm = 2,6 N/mm2
Bewehrung aus der Statik: ø 12 ,s = 15 cm
as,1 = as,2 = 7,54 cm2/m
Betondeckung: cv = cnom = 25 + 15 = 40 mm

Lösung

Ermittlung der zulässigen Rissbreite

Die Wand besteht aus Stahlbeton und es ist die Expositionsklasse XC4 vorgegeben.
Somit beträgt die zulässige Rissbreite

.


zulässige Rissbreiten [mm] nach DIN EN 1992-1-1 [1]
1 2 3 4 5
Expositionsklasse Konstruktion
Stahlbeton und Spannbeton mit Vorspannung ohne Verbund Spannbeton mit Vorspannung mit nachträglichem Verbund Spannbeton mit Vorspannung mit sofortigem Verbund
Einwirkungskombination
quasi-ständig häufig häufig selten
1 X0, XC1 0,4a) 0,2 0,2 -
2 XC2, XC3, XC4 0,3 0,2b),c) 0,2b)
3 XS1, XS2, XS3

XD1, XD2, XD3d)

Dekompression 0,2
a)Bei den Expositionsklassen X0 und XC1 hat die Rissbreite keinen Einfluss auf die Dauerhaftigkeit und dieser Grenzwert wird i. Allg. zur Wahrung eines akzeptablen Erscheinungsbildes gesetzt. Fehlen entsprechende Anforderungen an das Erscheinungsbild, darf dieser Grenzwert erhöht werden.

b)Zusätzlich ist der Nachweis der Dekompression unter der quasi-ständigen Einwirkungskombination zu führen.

c)Wenn der Korrosionsschutz anderweitig sichergestellt wird (Hinweise hierzu in den Zulassungen der Spannverfahren), darf der Dekompressionsnachweis entfallen.

d)Bei dieser Expositionsklasse können besondere Maßnahmen erforderlich sein.


Mindestbewehrung für eine Beanspruchung aus frühem Zwang

Es wird der zentrische Zug aus dem Abfließen der Hydratationswärme betrachtet.

Betonzugfestigkeit zum Zeitpunkt des Abfließens der Hydratationswärme

Da die Querschnittsdicke h = 0,3m beträgt, kann angenommen werden, dass das Abfließen der Hydratationswärme ca. am 3. Tag nach dem Betonieren abgeschlossen ist. Daher darf die wirksame Betonzugfestigkeit mit

angenommen werden.

Betondeckung und statische Nutzhöhe

(aus der Statik)

Wirkungsbereich der Bewehrung

mit


Ermittlung der Beiwerte

für reinen Zug
Die Zugspannungen werden vom Bauteil selber hervorgerufen.
Die Querschnittshöhe beträgt h = 30cm.

Ermittlung des Grenzdurchmessers

Höhe der Zugzone unmittelbar vor Rissbildung[2]


mit
und



Der kleinere Wert ist maßgebend, d.h. der Grenzdurchmesser beträgt
.

Ermittlung der Stahlspannung

mit
und


Einerseits ergibt sich die Stahlspannung aus der obigen Gleichung zu


Andererseits kann die Stahlspannung auch aus der folgenden Tabelle mit

.

interpoliert werden.

Grenzdurchmesser [mm] nach DIN EN 1992-1-1 [1]
1 2 3 4
Stahlspannung

σS b) [N/mm2]

Grenzdurchmesser der Stäbe a)

[mm]

wk = 0,4mm wk = 0,3mm wk = 0,2mm
1 160 54 41 27
2 180 43 32 21
3 200 35 26 17
4 220 29 22 14
5 240 24 18 12
6 260 21 15 10
7 280 18 13 9
8 300 15 12 8
9 320 14 10 7
10 340 12 9 6
11 360 11 8 5
12 400 9 7 4
13 450 7 5 3
a) Die Tabellenwerte werden auf Grundlage von fct,0 = 2,9 N/mm2 und ES = 200.000 N/mm2 ermittelt.

b) Die Stahlspannung ist unter der maßgebenden Einwirkungskombination zu ermitteln.

Im weiteren Verlauf des Beispieles wird mit dem Wert der Stahlspannung nach der oben genannten Formel gerechnet.

Ermittlung der Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung



Da es sich um eine Mindestbewehrung handelt, ist der kleinere Wert maßgebend, d.h. zur Begrenzung der Rissbreite müssen

eingelegt werden.

Mindestbewehrung für eine Beanspruchung aus spätem Zwang

Der späte Zwang resultiert aus der einseitigen Erwärmung der Wand durch Sonneneinstrahlung. Dadurch entsteht eine Beanspruchung durch reine Biegung. Die daraus resultierenden Verformungen werden durch das Bauteil selbst behindert.

Betonzugfestigkeit

Wirkungsbereich der Bewehrung


Ermittlung der Beiwerte

für Biegung in Rechteckquerschnitten
mit
reine Biegung ohne Normalkraft
ergibt sich kc zu
Die Zugspannungen werden vom Bauteil selber hervorgerufen.
Die Querschnittshöhe beträgt h = 30cm.

Ermittlung des Grenzdurchmessers

Höhe der Zugzone unmittelbar vor Rissbildung[2]


für Biegung
mit
und für reine Biegung ohne Normalkraft


Der kleinere Wert ist maßgebend, d.h. der Grenzdurchmesser beträgt
.

Ermittlung der Stahlspannung

Alternativ kann die Stahlspannung auch aus der in der DIN EN 1992-1-1[1] angegebenen Tabelle abgelesen werden.

Ermittlung der Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung



Da es sich um eine Mindestbewehrung handelt, ist der kleinere Wert maßgebend, d.h. zur Begrenzung der Rissbreite müssen

eingelegt werden.

Vergleich des frühen mit dem späten Zwang

Bewehrungsanordnung in der Wand

In diesem Beispiel erfordert die Beanspruchung durch den frühen Zwang infolge des Abfließens der Hydratationswärme die größere Bewehrungsmenge.
Die statische Bewehrung muss um folgenden Betrag erhöht werden.

jeweils rechts und links

Eine Anpassung der Bewehrung auf

scheint sinnvoller, als zusätzlich Bewehrung einzulegen.
Damit beträgt die gesamte Bewehrung der Wand

.

Quellen

Fachliteratur / Normen
  1. 1,0 1,1 1,2 DIN EN 1992-1-1 Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken. Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau mit Nationalem Anhang. Beuth Verlag GmbH 2016
  2. 2,0 2,1 Fingerloos, F.; Hegger, J.; Zilch, K.: EUROCODE 2 für Deutschland. Kommentierte und konsolidierte Fassung. 2., überarbeitete Auflage. Beuth Verlag GmbH 2016



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