Zwang - verringerte Zwangsbeanspruchung in einer Wand (Bsp.): Unterschied zwischen den Versionen

Aus Baustatik-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
 
(39 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 4: Zeile 4:
 
[[Datei:Zwang - Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung fuer eine Wand (Bsp) 1.jpeg|300px|thumb|right|Ansicht und Schnitt der Wand]]
 
[[Datei:Zwang - Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung fuer eine Wand (Bsp) 1.jpeg|300px|thumb|right|Ansicht und Schnitt der Wand]]
 
Als Vergleich soll für die Wand aus dem Beispiel "[[Zwang - Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung für eine Wand (Bsp.)]]" die verringerte Zwangsbeanspruchung und die zugehörige Mindestbewehrung ermittelt werden.<br/>
 
Als Vergleich soll für die Wand aus dem Beispiel "[[Zwang - Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung für eine Wand (Bsp.)]]" die verringerte Zwangsbeanspruchung und die zugehörige Mindestbewehrung ermittelt werden.<br/>
Diese Ermittlung der verminderten Zwangsbeanspruchung gilt als Ergänzung zur DIN EN 1992-1-1<ref name = "N1" group = "N"> DIN EN 1992-1-1 Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken. Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau mit Nationalem Anhang. Beuth Verlag GmbH 2016 </ref> und wird im "Lohmeyer Stahlbetonbau" <ref name = "F1" group = "F"> Baar, S.; Ebeling, K.: Lohmeyer Stahlbetonbau. Bemessung - Konstruktion - Ausführung. 10.Auflage. Wiesbaden 2017 </ref> empfohlen. <br/>
+
Diese Ermittlung der verminderten Zwangsbeanspruchung gilt als Ergänzung zur DIN EN 1992-1-1<ref name = "Q1"> DIN EN 1992-1-1 Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken. Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau mit Nationalem Anhang. Beuth Verlag GmbH 2016 </ref> und wird im "Lohmeyer Stahlbetonbau" <ref name = "Q2"> Baar, S.; Ebeling, K.: Lohmeyer Stahlbetonbau. Bemessung - Konstruktion - Ausführung. 10.Auflage. Wiesbaden 2017 </ref> empfohlen. <br/>
 
Diese Empfehlung darf nur für eine Beanspruchung aus dem Abfließen der Hydratationswärme angewendet werden, wenn ein späterer Zwang  mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann.<br/>
 
Diese Empfehlung darf nur für eine Beanspruchung aus dem Abfließen der Hydratationswärme angewendet werden, wenn ein späterer Zwang  mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann.<br/>
 
Im Anschluss an diese Berechnung wird ein Vergleich mit dem Beispiel "[[Zwang - Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung für eine Wand (Bsp.)]]" durchgeführt.
 
Im Anschluss an diese Berechnung wird ein Vergleich mit dem Beispiel "[[Zwang - Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung für eine Wand (Bsp.)]]" durchgeführt.
Zeile 41: Zeile 41:
  
 
Eine Beanspruchung aus spätem Zwang kann ausgeschlossen werden.<br/>
 
Eine Beanspruchung aus spätem Zwang kann ausgeschlossen werden.<br/>
Es ist nur die Zwangsbeanspruchung aus dem Abfließen der Hydratationswärme maßgebend.
+
Es ist eine zentrische Zwangsbeanspruchung aus dem Abfließen der Hydratationswärme maßgebend.
  
 
== Lösung ==
 
== Lösung ==
Zeile 54: Zeile 54:
 
{| class="wikitable" style="margin: auto;"
 
{| class="wikitable" style="margin: auto;"
 
|+style="text-align: left;" | zulässige Rissbreiten [mm] nach DIN EN 1992-1-1
 
|+style="text-align: left;" | zulässige Rissbreiten [mm] nach DIN EN 1992-1-1
<ref name = "N1" group = "N"> </ref>
+
<ref name = "Q1"> </ref>
 
|-
 
|-
 
|rowspan="5"|
 
|rowspan="5"|
Zeile 79: Zeile 79:
 
|1
 
|1
 
!X0, XC1
 
!X0, XC1
|style="text-align: center;" |0,4<math>^{a)}</math>
+
|style="text-align: center;" |0,4<sup>a)</sup>
 
|style="text-align: center;" |0,2
 
|style="text-align: center;" |0,2
 
|style="text-align: center;" |0,2
 
|style="text-align: center;" |0,2
Zeile 87: Zeile 87:
 
!style="color:red" | XC2, XC3, XC4
 
!style="color:red" | XC2, XC3, XC4
 
|rowspan="2" style="text-align: center; color:red" |0,3
 
|rowspan="2" style="text-align: center; color:red" |0,3
|rowspan="2" style="text-align: center;" |0,2<math>^{b),c)}</math>
+
|rowspan="2" style="text-align: center;" |0,2<sup>b),c)</sup>
|style="text-align: center;" |0,2<math>^{b)}</math>
+
|style="text-align: center;" |0,2<sup>b)</sup>
 
|-
 
|-
 
|3
 
|3
!rowspan="1"|XS1, XS2, XS3
+
!rowspan="1"|XS1, XS2, XS3 <br/>
XD1, XD2, XD3<math>^{d)}</math>
+
XD1, XD2, XD3<sup>d)</sup>
 
|rowspan="1" style="text-align: center;" |Dekompression
 
|rowspan="1" style="text-align: center;" |Dekompression
 
|rowspan="1" style="text-align: center;" |0,2
 
|rowspan="1" style="text-align: center;" |0,2
 
|-
 
|-
|colspan="6"|<math>^{a)}</math>Bei den Expositionsklassen X0 und XC1 hat die Rissbreite keinen Einfluss auf die Dauerhaftigkeit und dient im Allgemeinen nur des Erscheinungsbildes. Fehlen entsprechende Anforderungen an das Erscheinungsbild, darf dieser Grenzwert erhöht werden.
+
|colspan="6"|<sup>a)</sup>Bei den Expositionsklassen X0 und XC1 hat die Rissbreite keinen Einfluss auf die Dauerhaftigkeit und dieser Grenzwert wird i. Allg. zur Wahrung eines akzeptablen Erscheinungsbildes gesetzt. Fehlen entsprechende Anforderungen an das Erscheinungsbild, darf dieser Grenzwert erhöht werden.<br/>
  
<math>^{b)}</math>Zusätzlich ist der Nachweis der Dekompression unter der quasi-ständigen Einwirkungskombination zu führen.
+
<sup>b)</sup>Zusätzlich ist der Nachweis der Dekompression unter der quasi-ständigen Einwirkungskombination zu führen.<br/>
  
<math>^{c)}</math>Wenn der Korrosionsschutz anderweitig sichergestellt wird (Hinweise hierzu in den Zulassungen der Spannverfahren), darf der Dekompressionsnachweis entfallen.
+
<sup>c)</sup>Wenn der Korrosionsschutz anderweitig sichergestellt wird (Hinweise hierzu in den Zulassungen der Spannverfahren), darf der Dekompressionsnachweis entfallen.<br/>
  
<math>^{d)}</math>Bei dieser Expositionsklasse können besondere Maßnahmen erforderlich sein.
+
<sup>d)</sup>Bei dieser Expositionsklasse können besondere Maßnahmen erforderlich sein.
 
|}
 
|}
 
<br />
 
<br />
Zeile 115: Zeile 115:
 
:: <math> k = \underline{1,0} </math>
 
:: <math> k = \underline{1,0} </math>
  
==== ''Ermittlung des wirksamen Elastizitätsmodul'' ====
+
==== ''Ermittlung des wirksamen Elastizitätsmoduls'' ====
  
 
:: <math> E_{c,t} = \alpha_E \cdot E_{cm} </math>
 
:: <math> E_{c,t} = \alpha_E \cdot E_{cm} </math>
Für die Ermittlung des Verhältniswertes der Elastizitätsmodulen wird der Zeitpunkt, zu dem Betonzugspannungen entstehen benötigt.
+
Für die Ermittlung des Verhältniswertes der Elastizitätsmoduln wird der Zeitpunkt, zu dem Betonzugspannungen entstehen benötigt.
  
 
:: <math> t_{maxT} = 1 + 0,8 \cdot h = 1 + 0,8 \cdot 0,3 = 1,24 Tage \approx 30 Stunden </math>
 
:: <math> t_{maxT} = 1 + 0,8 \cdot h = 1 + 0,8 \cdot 0,3 = 1,24 Tage \approx 30 Stunden </math>
Zeile 124: Zeile 124:
 
{| class="wikitable" style="margin: auto;"
 
{| class="wikitable" style="margin: auto;"
 
|+style="text-align: left;" | Verhältniswert α<sub>E</sub>
 
|+style="text-align: left;" | Verhältniswert α<sub>E</sub>
<ref name = "F1" group = "F"> </ref>
+
<ref name = "Q2"> </ref>
 
|-
 
|-
 
|rowspan="2"|
 
|rowspan="2"|
Zeile 142: Zeile 142:
 
|-
 
|-
 
|3
 
|3
|style="text-align: center;" |24 Stunden
+
|style="text-align: center; color:red" |24 Stunden
|style="text-align: center;" |0,65
+
|style="text-align: center; color:red" |0,65
 
|-
 
|-
 
|4
 
|4
|style="text-align: center;" |48 Stunden
+
|style="text-align: center; color:red" |48 Stunden
|style="text-align: center;" |0,85
+
|style="text-align: center; color:red" |0,85
 
|-
 
|-
 
|5
 
|5
Zeile 156: Zeile 156:
 
Durch Interpolation der Werte aus der vorangehenden Tabelle ergibt sich der Verhältniswert zu
 
Durch Interpolation der Werte aus der vorangehenden Tabelle ergibt sich der Verhältniswert zu
  
:: <math> \alpha_E = 0,65 + 6 \cdot \cfrac{0,85 - 0,65}{48 - 24} = 0,7 </math>
+
:: <math> \alpha_E = 0,65 + 6 \cdot \cfrac{0,85 - 0,65}{48 - 24} = 0,7 </math>.
  
 
Damit ergibt sich der wirksame Elastizitätsmodul zu
 
Damit ergibt sich der wirksame Elastizitätsmodul zu
  
:: <math> E_{c,t} = 31.000 \cdot 0,7 = \underline{21.700 N/mm^2} </math>
+
:: <math> E_{c,t} = 31.000 \cdot 0,7 = \underline{21.700 N/mm^2} </math>.
  
 
==== ''Ermittlung der Temperaturdifferenz zwischen Wand und Sohlplatte'' ====
 
==== ''Ermittlung der Temperaturdifferenz zwischen Wand und Sohlplatte'' ====
Zeile 170: Zeile 170:
 
:: <math> \Delta T_{b,H} = \cfrac{\alpha_b \cdot z \cdot Q_H}{C_{c0}} </math>
 
:: <math> \Delta T_{b,H} = \cfrac{\alpha_b \cdot z \cdot Q_H}{C_{c0}} </math>
  
Der Verhältniswert <math> \alpha_b </math> ergibt sich durch Interpolation anhand der nachfolgenden Tabelle zu
+
Der Verhältniswert α<sub>b</sub> ergibt sich durch Interpolation anhand der nachfolgenden Tabelle zu
  
 
{| class="wikitable" style="margin: auto;"
 
{| class="wikitable" style="margin: auto;"
 
|+style="text-align: left;" | Verhältniswert α<sub>b</sub>
 
|+style="text-align: left;" | Verhältniswert α<sub>b</sub>
<ref name = "F1" group = "F"></ref>
+
<ref name = "Q2"></ref>
 
|-
 
|-
 
|rowspan="2"|
 
|rowspan="2"|
Zeile 184: Zeile 184:
 
|-
 
|-
 
|1
 
|1
|style="text-align: center;" |0,25
+
|style="text-align: center; color:red" |0,25
|style="text-align: center;" |0,65
+
|style="text-align: center; color:red" |0,65
 
|-
 
|-
 
|2
 
|2
|style="text-align: center;" |0,40
+
|style="text-align: center; color:red" |0,40
|style="text-align: center;" |0,75
+
|style="text-align: center; color:red" |0,75
 
|-
 
|-
 
|3
 
|3
Zeile 208: Zeile 208:
 
|}
 
|}
  
:: <math> \alpha_b = 0,65 + 0,05 \cdot \cfrac{0,75 - 0,65}{0,40 - 0,25} = 0,68 </math>
+
:: <math> \alpha_b = 0,65 + 0,05 \cdot \cfrac{0,75 - 0,65}{0,40 - 0,25} = 0,68 </math>.
  
 
Die Temperatur des Frischbetons erhöht sich somit bei der Hydratation um  
 
Die Temperatur des Frischbetons erhöht sich somit bei der Hydratation um  
Zeile 214: Zeile 214:
 
:: <math> \Delta T_{b,H} = \cfrac{0,68 \cdot 350 \cdot 175}{2500} = 16,66 K</math>.
 
:: <math> \Delta T_{b,H} = \cfrac{0,68 \cdot 350 \cdot 175}{2500} = 16,66 K</math>.
  
Damit ergibt sich die mittlere Bauteiltemperatur der Wand zu mit
+
Damit ergibt sich die mittlere Bauteiltemperatur der Wand mit
  
 
:: <math> k_{Tv} = 0,5 </math> für h < 0,5 m
 
:: <math> k_{Tv} = 0,5 </math> für h < 0,5 m
Zeile 222: Zeile 222:
 
:: <math> T_{b.m} = 0,5 \cdot 18 + 16,66 = 25,66 K </math>.
 
:: <math> T_{b.m} = 0,5 \cdot 18 + 16,66 = 25,66 K </math>.
  
Die Temperaturdifferenz beträgt damit
+
Die Temperaturdifferenz beträgt somit
  
 
:: <math> \Delta T_{b,W-F} = 25,66 - 15 = \underline{10,66 K} </math>.
 
:: <math> \Delta T_{b,W-F} = 25,66 - 15 = \underline{10,66 K} </math>.
Zeile 230: Zeile 230:
 
:: <math> \sigma_{ct,cal} = 1,0 \cdot 10 \cdot 10^{-6} \cdot 21.700 \cdot 10,66 = 2,3 N/mm^2 </math>
 
:: <math> \sigma_{ct,cal} = 1,0 \cdot 10 \cdot 10^{-6} \cdot 21.700 \cdot 10,66 = 2,3 N/mm^2 </math>
  
==== ''Ermittlung des Bemessungswert der Betonzugspannungen'' ====
+
==== ''Ermittlung des Bemessungswertes der Betonzugspannungen'' ====
  
 
:: <math> \sigma_{ct,d} = k_{ct,d} \cdot \sigma_{ct,cal} </math>
 
:: <math> \sigma_{ct,d} = k_{ct,d} \cdot \sigma_{ct,cal} </math>
  
Mit einem Verhältnis der Wandlänge L zur Wandhöhe von
+
Mit einem Verhältnis der Wandlänge L zur Wandhöhe H von
  
 
:: <math> \cfrac{L}{H} = \cfrac{4,70}{2,50} = 1,88 </math>
 
:: <math> \cfrac{L}{H} = \cfrac{4,70}{2,50} = 1,88 </math>
Zeile 243: Zeile 243:
  
 
{| class="wikitable" style="margin: auto;"
 
{| class="wikitable" style="margin: auto;"
|+style="text-align: left;" | Beiwert <math> k_{ct,d} </math>
+
|+style="text-align: left;" | Beiwert k<sub>ct,d</sub>
<ref name = "F1" group = "F"></ref>
+
<ref name = "Q2"></ref>
 
|-
 
|-
 
|rowspan="2"|
 
|rowspan="2"|
Zeile 250: Zeile 250:
 
|style="text-align: center;" |2
 
|style="text-align: center;" |2
 
|-
 
|-
!Verhältnis L/H <math>^{a)}</math>
+
!Verhältnis L/H <sup>a)</sup>
!Beiwert <math> k_{ct,d}</math>
+
!Beiwert k<sub>ct,d</sub>
 
|-
 
|-
 
|1
 
|1
|style="text-align: center;" |<math>\le 1</math>
+
|style="text-align: center; color:red" | 1  
|style="text-align: center;" |<math>\approx 0,35</math>
+
|style="text-align: center; color:red" | 0,35
 
|-
 
|-
 
|2
 
|2
|style="text-align: center;" |<math>\le 2</math>
+
|style="text-align: center; color:red" | 2
|style="text-align: center;" |<math>\approx 0,50</math>
+
|style="text-align: center; color:red" | 0,50
 
|-
 
|-
 
|3
 
|3
|style="text-align: center;" |<math>\le 3</math>
+
|style="text-align: center;" | 3
|style="text-align: center;" |<math>\approx 0,60</math>
+
|style="text-align: center;" | 0,60
 
|-
 
|-
 
|4
 
|4
|style="text-align: center;" |<math>\le 4</math>
+
|style="text-align: center;" | 4
|style="text-align: center;" |<math>\approx 0,70</math>
+
|style="text-align: center;" | 0,70
 
|-
 
|-
 
|5
 
|5
|style="text-align: center;" |<math>\le 6</math>
+
|style="text-align: center;" | 6
|style="text-align: center;" |<math>\approx 0,85</math>
+
|style="text-align: center;" | 0,85
 
|-
 
|-
 
|6
 
|6
|style="text-align: center;" |<math>\le 8</math>
+
|style="text-align: center;" | 8
|style="text-align: center;" |<math>\approx 0,95</math>
+
|style="text-align: center;" | 0,95
 
|-
 
|-
 
|7
 
|7
|style="text-align: center;" |<math>\le 10</math>
+
|style="text-align: center;" | 10
|style="text-align: center;" |<math>\approx 1,00</math>
+
|style="text-align: center;" | 1,00
 
|-
 
|-
 
|8
 
|8
|style="text-align: center;" |<math>> 10</math>
+
|style="text-align: center;" | > 10
|style="text-align: center;" |<math>= 1,00</math>
+
|style="text-align: center;" | = 1,00
 
|-
 
|-
|colspan="3"|<math>^{a)}</math> Verhältnis der Wandlänge L (Abstand zwischen zwei Fugen) zur Wandhöhe H
+
|colspan="3"|<sup>a)</sup> Verhältnis der Wandlänge L (Abstand zwischen zwei Fugen) zur Wandhöhe H
 
|}
 
|}
  
Zeile 292: Zeile 292:
 
:: <math> \sigma_{ct,d} = 0,48 \cdot 2,3 = \underline{1,1 N/mm^2} < f_{ct,eff} = 0,65 \cdot 2,6 = 1,7 N/mm^2 </math>.
 
:: <math> \sigma_{ct,d} = 0,48 \cdot 2,3 = \underline{1,1 N/mm^2} < f_{ct,eff} = 0,65 \cdot 2,6 = 1,7 N/mm^2 </math>.
  
Da die Zwangsschnittgröße geringer als die wirksame Betonzugfestigkeit ist, darf die Bemessung der Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung mit dem Bemessungswert der Betonzugspannungen durchgeführt werden.
+
Da die Zwangsschnittgröße geringer als die wirksame Betonzugfestigkeit ist, darf die Bemessung der Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung mit dem Bemessungswert der Betonzugspannungen σ<sub>ct,d</sub> durchgeführt werden.
  
 
=== Abschätzen der erforderlichen Bewehrung ===
 
=== Abschätzen der erforderlichen Bewehrung ===
  
 
==== ''Festigkeits-Zeitbeiwert'' ====
 
==== ''Festigkeits-Zeitbeiwert'' ====
[[Datei:Zwang - Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung 5.jpeg|200px|thumb|right|Diagramm zum Abschätzen der Bewehrung zur Rissbreitenbegrenzung für zentrische Zwang aus dem Abfließen der Hydratationswärme <ref name = "F1" group = "F"> </ref> <br/>]]
+
[[Datei:Zwang - Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung 6.jpeg|200px|thumb|right|Diagramm zum Abschätzen der Bewehrung zur Rissbreitenbegrenzung für zentrischen Zwang aus dem Abfließen der Hydratationswärme <ref name = "Q2"> </ref> <br/>]]
  
 
:: <math> \beta_{ct,vorh} = \cfrac{\sigma_{ct,d}}{f_{ctm}} = \cfrac{1,1}{2,6} = \underline{0,4} </math>
 
:: <math> \beta_{ct,vorh} = \cfrac{\sigma_{ct,d}}{f_{ctm}} = \cfrac{1,1}{2,6} = \underline{0,4} </math>
Zeile 304: Zeile 304:
  
 
::{|
 
::{|
| Bewehrung aus dem Diagramm: || <math> a_{S,o,Diagr} = a_{S,u,Diagr} \approx 10,0 cm^2/m </math>
+
| Bewehrung aus dem Diagramm: || <math> a_{s,o,Diagr} = a_{s,u,Diagr} \approx 10,0 cm^2/m </math>
 
|-
 
|-
 
|mit || <math> \beta_{ct,Diagr} = 0,5 </math>
 
|mit || <math> \beta_{ct,Diagr} = 0,5 </math>
Zeile 313: Zeile 313:
 
|}
 
|}
  
:: <math> a_S \approx a_{S,Diagr} \cdot \sqrt{\cfrac{\beta_{ct,vorh} \cdot c_{v,vorh} \cdot w_{k,Diagr}}{\beta_{ct,Diagr} \cdot c_{v,Diagr} \cdot w_{k,vorh}}} = 10,0 \cdot \sqrt{\cfrac{0,4 \cdot 40 \cdot 0,2}{0,5 \cdot 40 \cdot 0,3}} = \underline{7,30 cm^2/m} </math>
+
:: <math> a_s \approx a_{S,Diagr} \cdot \sqrt{\cfrac{\beta_{ct,vorh} \cdot c_{v,vorh} \cdot w_{k,Diagr}}{\beta_{ct,Diagr} \cdot c_{v,Diagr} \cdot w_{k,vorh}}} = 10,0 \cdot \sqrt{\cfrac{0,4 \cdot 40 \cdot 0,2}{0,5 \cdot 40 \cdot 0,3}} = \underline{7,30 cm^2/m} </math>
  
 
=== Ermittlung der Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung ===
 
=== Ermittlung der Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung ===
  
 
==== ''Betondeckung und statische Nutzhöhe'' ====
 
==== ''Betondeckung und statische Nutzhöhe'' ====
<br />
 
 
:: <math> c_v = c_{nom} = 40mm </math> (aus der Statik) <br />
 
:: <math> c_v = c_{nom} = 40mm </math> (aus der Statik) <br />
 
:: <math> d_1 = 40+\cfrac{12}{2} = 46 mm = \underline{4,6 cm} </math> <br />
 
:: <math> d_1 = 40+\cfrac{12}{2} = 46 mm = \underline{4,6 cm} </math> <br />
 
:: <math> d = h-d_1 = 30-4,6 = 25,4 cm </math>
 
:: <math> d = h-d_1 = 30-4,6 = 25,4 cm </math>
<br />
 
  
==== ''Wirkungstiefe der Bewehrung'' ====
+
==== ''Wirkungsbereich der Bewehrung'' ====
<br />
 
 
::{|
 
::{|
 
| <math> a_{c,eff} = 2 \cdot b \cdot h_{c,ef} </math> || mit <math> b = 100  cm/m </math>
 
| <math> a_{c,eff} = 2 \cdot b \cdot h_{c,ef} </math> || mit <math> b = 100  cm/m </math>
 
|-
 
|-
| <math> \cfrac{h}{d_1} = \cfrac{30}{4,6} = 6,5 </math> || <math> >5,0 </math>
+
| <math> \cfrac{h}{d_1} = \cfrac{30}{4,6} = 6,52 </math> || <math> >5,0 </math>
 
|-
 
|-
 
| || <math> <30,0 </math>
 
| || <math> <30,0 </math>
Zeile 337: Zeile 334:
 
<br />
 
<br />
 
:: <math> a_{c,eff} = 2 \cdot 100 \cdot 12,2 = \underline{2440cm^2/m} </math>
 
:: <math> a_{c,eff} = 2 \cdot 100 \cdot 12,2 = \underline{2440cm^2/m} </math>
<br />
 
  
 
==== ''Ermittlung der Beiwerte'' ====
 
==== ''Ermittlung der Beiwerte'' ====
<br />
 
 
::{|
 
::{|
 
|<math> k_c = 1,0 </math> || für reinen Zug
 
|<math> k_c = 1,0 </math> || für reinen Zug
Zeile 346: Zeile 341:
 
|colspan="2" | Die Zugspannungen werden vom Bauteil selber hervorgerufen.
 
|colspan="2" | Die Zugspannungen werden vom Bauteil selber hervorgerufen.
 
|-
 
|-
|<math> k = 0,8 </math> || Die Querschnittshöhe h beträgt 30 cm.
+
|<math> k = 0,8 </math> || Die Querschnittshöhe beträgt h = 30cm.
 
|}
 
|}
<br />
 
  
 
==== ''Ermittlung des Grenzdurchmessers'' ====
 
==== ''Ermittlung des Grenzdurchmessers'' ====
<br />
+
[[Datei:Zwang - Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung 1.jpeg|300px|thumb|right|Höhe der Zugzone unmittelbar vor Rissbildung<ref name = "Q3"> Fingerloos, F.; Hegger, J.; Zilch, K.: EUROCODE 2 für Deutschland. Kommentierte und konsolidierte Fassung. 2., überarbeitete Auflage. Beuth Verlag GmbH 2016 </ref>]]
 +
 
 
:: <math> \varnothing_S^* = \varnothing_S \cdot \cfrac{f_{ct,0}}{\sigma_{ct,d}} = 12 \cdot \cfrac{2,9}{1,1} = 32mm </math>
 
:: <math> \varnothing_S^* = \varnothing_S \cdot \cfrac{f_{ct,0}}{\sigma_{ct,d}} = 12 \cdot \cfrac{2,9}{1,1} = 32mm </math>
 
<br />
 
<br />
Zeile 362: Zeile 357:
 
:: <math> \varnothing_S^* = 12 \cdot \cfrac{8 \cdot 4,6}{0,8 \cdot 1,0 \cdot 15} \cdot \cfrac{2,9}{1,1} = 97 mm</math>
 
:: <math> \varnothing_S^* = 12 \cdot \cfrac{8 \cdot 4,6}{0,8 \cdot 1,0 \cdot 15} \cdot \cfrac{2,9}{1,1} = 97 mm</math>
 
<br />
 
<br />
:: Der kleinere Wert ist maßgebend, d.h. beträgt der Grenzdurchmesser
+
:: Der kleinere Wert ist maßgebend, d.h. der Grenzdurchmesser beträgt
 
:: <math> \varnothing_S^* = \underline{32mm} </math>.
 
:: <math> \varnothing_S^* = \underline{32mm} </math>.
<br />
 
  
 
==== ''Ermittlung der Stahlspannung'' ====
 
==== ''Ermittlung der Stahlspannung'' ====
<br />
 
 
::{|
 
::{|
 
| <math> \sigma_S = \sqrt{ \cfrac{6 \cdot w_k \cdot E_S \cdot f_{ct,0}}{\varnothing_S^*} } </math> || mit <math> E_S = 200.000 N/mm^2 </math>
 
| <math> \sigma_S = \sqrt{ \cfrac{6 \cdot w_k \cdot E_S \cdot f_{ct,0}}{\varnothing_S^*} } </math> || mit <math> E_S = 200.000 N/mm^2 </math>
Zeile 374: Zeile 367:
 
|}
 
|}
 
<br />
 
<br />
:: <math> \sigma_S = \sqrt{ \cfrac{6 \cdot 0,3 \cdot 200.000 \cdot 2,9}{32} } = \underline{180,6 N/mm^2} </math>
+
:: <math> \sigma_S = \sqrt{ \cfrac{6 \cdot 0,3 \cdot 200.000 \cdot 2,9}{32} } = \underline{180,62 N/mm^2} </math>
<br />
+
Alternativ kann die Stahlspannung auch aus der in der DIN EN 1992-1-1<ref name = "Q1"></ref> angegebenen [[Zwang - Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung#zulässige Stahlspannung in der Bewehrung | Tabelle]] abgelesen werden.
  
 
==== ''Ermittlung der Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung'' ====
 
==== ''Ermittlung der Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung'' ====
<br />
+
::{|
:: {|
+
| <math> a_{s,min} </math> || <math> = \cfrac{k \cdot k_c \cdot a_{ct} \cdot \sigma_{ct,d}}{\sigma_S} </math>
|<math> a_{S,min} </math> || <math> = \cfrac{k \cdot k_c \cdot a_{ct} \cdot \sigma_{ct,d}}{\sigma_S} </math>
 
 
|-
 
|-
| || <math> = \cfrac{0,8 \cdot 1,0 \cdot 30 \cdot 100 \cdot 1,1}{180,6} </math>
+
| || <math> = \cfrac{0,8 \cdot 1,0 \cdot 30 \cdot 100 \cdot 1,1}{180,62} </math>
 
|-
 
|-
 
| || <math> = 14,62 cm^2/m </math>
 
| || <math> = 14,62 cm^2/m </math>
Zeile 388: Zeile 380:
 
<br />
 
<br />
 
::{|
 
::{|
| <math> a_{S,min} </math> || <math> = \cfrac{a_{ct,eff} \cdot \sigma_{ct,d}}{\sigma_S} </math> || <math> \ge \cfrac{k \cdot a_{ct} \cdot f_{ct,eff}}{f_{yk}} </math>
+
| <math> a_{s,min} </math> || <math> = \cfrac{a_{ct,eff} \cdot \sigma_{ct,d}}{\sigma_S} </math> || <math> \ge \cfrac{k \cdot a_{ct} \cdot f_{ct,eff}}{f_{yk}} </math>
 
|-
 
|-
| || <math> = \cfrac{2440 \cdot 1,1}{180,6} </math> || <math> \ge \cfrac{0,8 \cdot 30 \cdot 100 \cdot 1,1}{500} </math>
+
| || <math> = \cfrac{2440 \cdot 1,1}{180,62} </math> || <math> \ge \cfrac{0,8 \cdot 30 \cdot 100 \cdot 1,1}{500} </math>
 
|-
 
|-
 
| || <math> = 14,86 cm^2/m </math> || <math> > 5,28 cm^2/m </math>
 
| || <math> = 14,86 cm^2/m </math> || <math> > 5,28 cm^2/m </math>
 
|}
 
|}
 
<br />
 
<br />
Da es sich um eine Mindestbewehrung handelt ist der kleinere Wert maßgebend, d.h. zur Begrenzung der Rissbreite müssen
+
Da es sich um eine Mindestbewehrung handelt, ist der kleinere Wert maßgebend, d.h. zur Begrenzung der Rissbreite müssen
<br />
 
 
:: <math> \underline{14,62 cm^2/m} </math>
 
:: <math> \underline{14,62 cm^2/m} </math>
 
eingelegt werden.
 
eingelegt werden.
Zeile 406: Zeile 397:
 
Das Abschätzen der Bewehrung mit den Diagrammen nach Meyer & Meyer ist sehr genau und damit für einen ersten Überschlag geeignet. <br/>
 
Das Abschätzen der Bewehrung mit den Diagrammen nach Meyer & Meyer ist sehr genau und damit für einen ersten Überschlag geeignet. <br/>
  
:: <math> a_{S,o} = a_{S,u} = \cfrac{14,62}{2} = 7,31 cm^2/m \approx 7,30 cm^2/m</math>
+
:: <math> a_{s,o} = a_{s,u} = \cfrac{14,62}{2} = 7,31 cm^2/m \approx 7,30 cm^2/m</math>
  
Da die rechnerische Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung geringer ist als die statisch erforderliche Bewehrung, müssen keine weiteren Bewehrungseisen eingelegt werden.
+
Da die rechnerische Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung geringer als die statisch erforderliche Bewehrung ist, müssen keine weiteren Bewehrungseisen eingelegt werden.
  
:: <math> a_{S,o} = a_{S,u} = 7,31 cm^2/m < 7,54 cm^2/m</math>
+
:: <math> a_{s,o} = a_{s,u} = 7,31 cm^2/m < 7,54 cm^2/m</math>
  
 
== Vergleich mit dem Beispiel "Zwang - Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung für eine Wand (Bsp.)" ==
 
== Vergleich mit dem Beispiel "Zwang - Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung für eine Wand (Bsp.)" ==
Zeile 416: Zeile 407:
 
Kann die Verringerung der Zwangsbeanspruchung nicht angewendet werden, weil z.B. der späte Zwang nicht ausgeschlossen werden kann, ist die benötigte Bewehrungsmenge zur Begrenzung der Rissbreiten größer.
 
Kann die Verringerung der Zwangsbeanspruchung nicht angewendet werden, weil z.B. der späte Zwang nicht ausgeschlossen werden kann, ist die benötigte Bewehrungsmenge zur Begrenzung der Rissbreiten größer.
  
::  <math> a_{S,min} = 14,62cm^2/m < 16,94 cm^2/m </math>
+
::  <math> a_{S,min} = 14,62cm^2/m < 17,86 cm^2/m </math>
  
= Quellen =
+
== Quellen ==
:''Normen''
+
:''Fachliteratur / Normen''
<references group="N" />
+
<references/>
<br />
 
:''Fachliteratur''
 
<references group="F" />
 
 
<br />
 
<br />
  
Zeile 429: Zeile 417:
 
|Quality-flag = [[File:quality-flag-white.gif|right|70px]]
 
|Quality-flag = [[File:quality-flag-white.gif|right|70px]]
 
|Status = Seite in Bearbeitung}}
 
|Status = Seite in Bearbeitung}}
 
 
[[Kategorie:Beispiele-Stahlbetonbau]]
 
[[Kategorie:Beispiele-Stahlbetonbau]]

Aktuelle Version vom 3. April 2019, 10:43 Uhr

Beispiel 1 - Mindestbewehrung zur Begrenzung der Rissbreite in einer Wand für eine verringerte Zwangsbeanspruchung

Aufgabenstellung

Ansicht und Schnitt der Wand

Als Vergleich soll für die Wand aus dem Beispiel "Zwang - Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung für eine Wand (Bsp.)" die verringerte Zwangsbeanspruchung und die zugehörige Mindestbewehrung ermittelt werden.
Diese Ermittlung der verminderten Zwangsbeanspruchung gilt als Ergänzung zur DIN EN 1992-1-1[1] und wird im "Lohmeyer Stahlbetonbau" [2] empfohlen.
Diese Empfehlung darf nur für eine Beanspruchung aus dem Abfließen der Hydratationswärme angewendet werden, wenn ein späterer Zwang mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann.
Im Anschluss an diese Berechnung wird ein Vergleich mit dem Beispiel "Zwang - Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung für eine Wand (Bsp.)" durchgeführt.

Vorgaben

Wandabmessungen L / H / h: 4,70 / 2,50 / 0,30 m
Expositionsklasse: XC4 - Außenbauteil mit direkter Beregnung
Betonfestigkeitsklasse: C25/30
Betonzugfestigkeit: fctm = 2,6 N/mm2
Bewehrung aus der Statik: ø = 12 , s = 15 cm
aS,1 = aS,2 = 7,54 cm2/m
Betondeckung: cv = cnom = 25 + 15 = 40 mm
Elastizitätsmodul des Betons: Ecm = 31.000 N/mm2
Temperaturausdehnungskoeffizient des Betons: αT = 10 ∙ 10-6 1/K
Wärmekapazität des Betons: Cc0 = 2.500 kJ/(m3K)
Temperatur der Sohlplatte: TF = 15°C
Frischbetontemperatur: Tc0 = 18°C
Zementmenge: z = 350 kg/m3
Hydratationswärme des Zementes: QH = 175 kJ/kg

Eine Beanspruchung aus spätem Zwang kann ausgeschlossen werden.
Es ist eine zentrische Zwangsbeanspruchung aus dem Abfließen der Hydratationswärme maßgebend.

Lösung

Ermittlung der zulässigen Rissbreite

Die Wand besteht aus Stahlbeton und es ist die Expositionsklasse XC4 vorgegeben.
Somit beträgt die zulässige Rissbreite

.


zulässige Rissbreiten [mm] nach DIN EN 1992-1-1 [1]
1 2 3 4 5
Expositionsklasse Konstruktion
Stahlbeton und Spannbeton mit Vorspannung ohne Verbund Spannbeton mit Vorspannung mit nachträglichem Verbund Spannbeton mit Vorspannung mit sofortigem Verbund
Einwirkungskombination
quasi-ständig häufig häufig selten
1 X0, XC1 0,4a) 0,2 0,2 -
2 XC2, XC3, XC4 0,3 0,2b),c) 0,2b)
3 XS1, XS2, XS3

XD1, XD2, XD3d)

Dekompression 0,2
a)Bei den Expositionsklassen X0 und XC1 hat die Rissbreite keinen Einfluss auf die Dauerhaftigkeit und dieser Grenzwert wird i. Allg. zur Wahrung eines akzeptablen Erscheinungsbildes gesetzt. Fehlen entsprechende Anforderungen an das Erscheinungsbild, darf dieser Grenzwert erhöht werden.

b)Zusätzlich ist der Nachweis der Dekompression unter der quasi-ständigen Einwirkungskombination zu führen.

c)Wenn der Korrosionsschutz anderweitig sichergestellt wird (Hinweise hierzu in den Zulassungen der Spannverfahren), darf der Dekompressionsnachweis entfallen.

d)Bei dieser Expositionsklasse können besondere Maßnahmen erforderlich sein.


Ermittlung der wirksamen Betonzugspannung

Ermittlung des Beiwertes k

Die Wand wird auf eine Sohlplatte betoniert.

Ermittlung des wirksamen Elastizitätsmoduls

Für die Ermittlung des Verhältniswertes der Elastizitätsmoduln wird der Zeitpunkt, zu dem Betonzugspannungen entstehen benötigt.

Verhältniswert αE [2]
1 2
Betonalter Verhältniswert αE = Ec,t / Ecm
1 12 Stunden 0,25
2 16 Stunden 0,45
3 24 Stunden 0,65
4 48 Stunden 0,85
5 14 Tage 1

Durch Interpolation der Werte aus der vorangehenden Tabelle ergibt sich der Verhältniswert zu

.

Damit ergibt sich der wirksame Elastizitätsmodul zu

.

Ermittlung der Temperaturdifferenz zwischen Wand und Sohlplatte

Der Verhältniswert αb ergibt sich durch Interpolation anhand der nachfolgenden Tabelle zu

Verhältniswert αb [2]
1 2
Bauteildicke h [m] Verhältniswert αb = ΔTb,H / ΔTth
1 0,25 0,65
2 0,40 0,75
3 0,60 0,80
4 0,80 0,85
5 1,00 0,90
6 2,00 1,00
.

Die Temperatur des Frischbetons erhöht sich somit bei der Hydratation um

.

Damit ergibt sich die mittlere Bauteiltemperatur der Wand mit

für h < 0,5 m

zu

.

Die Temperaturdifferenz beträgt somit

.

Ermittlung der rechnerischen Betonzugspannung

Ermittlung des Bemessungswertes der Betonzugspannungen

Mit einem Verhältnis der Wandlänge L zur Wandhöhe H von

ergibt sich anhand der nachfolgenden Tabelle ein Beiwert von

.
Beiwert kct,d [2]
1 2
Verhältnis L/H a) Beiwert kct,d
1 ≤ 1 ≈ 0,35
2 ≤ 2 ≈ 0,50
3 ≤ 3 ≈ 0,60
4 ≤ 4 ≈ 0,70
5 ≤ 6 ≈ 0,85
6 ≤ 8 ≈ 0,95
7 ≤ 10 ≈ 1,00
8 > 10 = 1,00
a) Verhältnis der Wandlänge L (Abstand zwischen zwei Fugen) zur Wandhöhe H

Damit ergibt sich der Bemessungswert der Betonzugspannungen zu

.

Da die Zwangsschnittgröße geringer als die wirksame Betonzugfestigkeit ist, darf die Bemessung der Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung mit dem Bemessungswert der Betonzugspannungen σct,d durchgeführt werden.

Abschätzen der erforderlichen Bewehrung

Festigkeits-Zeitbeiwert

Diagramm zum Abschätzen der Bewehrung zur Rissbreitenbegrenzung für zentrischen Zwang aus dem Abfließen der Hydratationswärme [2]

Umrechnung der Bewehrung aus dem Diagramm

Bewehrung aus dem Diagramm:
mit

Ermittlung der Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung

Betondeckung und statische Nutzhöhe

(aus der Statik)

Wirkungsbereich der Bewehrung

mit


Ermittlung der Beiwerte

für reinen Zug
Die Zugspannungen werden vom Bauteil selber hervorgerufen.
Die Querschnittshöhe beträgt h = 30cm.

Ermittlung des Grenzdurchmessers

Höhe der Zugzone unmittelbar vor Rissbildung[3]


mit
und



Der kleinere Wert ist maßgebend, d.h. der Grenzdurchmesser beträgt
.

Ermittlung der Stahlspannung

mit
und


Alternativ kann die Stahlspannung auch aus der in der DIN EN 1992-1-1[1] angegebenen Tabelle abgelesen werden.

Ermittlung der Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung



Da es sich um eine Mindestbewehrung handelt, ist der kleinere Wert maßgebend, d.h. zur Begrenzung der Rissbreite müssen

eingelegt werden.

Vergleich der abgeschätzten mit der errechneten Bewehrung

Bewehrungsanordnung in der Wand

Das Abschätzen der Bewehrung mit den Diagrammen nach Meyer & Meyer ist sehr genau und damit für einen ersten Überschlag geeignet.

Da die rechnerische Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung geringer als die statisch erforderliche Bewehrung ist, müssen keine weiteren Bewehrungseisen eingelegt werden.

Vergleich mit dem Beispiel "Zwang - Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung für eine Wand (Bsp.)"

Kann die Verringerung der Zwangsbeanspruchung nicht angewendet werden, weil z.B. der späte Zwang nicht ausgeschlossen werden kann, ist die benötigte Bewehrungsmenge zur Begrenzung der Rissbreiten größer.

Quellen

Fachliteratur / Normen
  1. 1,0 1,1 1,2 DIN EN 1992-1-1 Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken. Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau mit Nationalem Anhang. Beuth Verlag GmbH 2016
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Baar, S.; Ebeling, K.: Lohmeyer Stahlbetonbau. Bemessung - Konstruktion - Ausführung. 10.Auflage. Wiesbaden 2017
  3. Fingerloos, F.; Hegger, J.; Zilch, K.: EUROCODE 2 für Deutschland. Kommentierte und konsolidierte Fassung. 2., überarbeitete Auflage. Beuth Verlag GmbH 2016


Seiteninfo
Quality-flag-white.gif
Status: Seite in Bearbeitung